Sonntag, 8. Februar 2015
Meine Katze "Wolle"
Es war im Dezember 2001. Ich sah dich das erste Mal in einem Tierheim in einem Raum voller Katzen, die ein neues zu Hause suchten. Dein Fell war abrasiert, lediglich dein Kopf, der Schwanz und die Pfoten hatten Haare. Da du eine Perserkatze warst, war dein Anblick gewöhnungsbedürftig und ähnelte mehr einem Flickenteppich als einer Katze, aber du kamst direkt auf mich zu und es war Liebe auf den ersten Blick. Ich ging in die Hocke und du sprangst mir sofort auf den Schoß und schnurrtest um dein Leben. Von dem Zeitpunkt an warst du mein "Baby", meine "Wolle". Leider durfte ich dich nicht sofort mitnehmen, da im Dezember oft Tiere als Weihnachtsgeschenke missbraucht werden und es deshalb verständlicherweise eine Sperre seitens des Tierheims gab. Das hat mich nicht abgehalten, dich zu besuchen. Jeden Tag war ich bei dir, habe mit dir geschmust und dabei von den Mitarbeitern mehr über dich erfahren. Du warst keine reinrassige Perserkatze, sondern wurdest von dubiosen Züchtern im Jahr 2000 ins Leben geholt. Deine erste Lebenszeit hast du wohl in einem Käfig verbracht, wurdest mit Essensabfällen gefüttert und kamst schließlich verfilzt, verwahrlost und verfloht ins Tierheim. Dort wurdest du von deinem Fell befreit und aufgepäppelt. Allerdings blieb ein hartnäckiger Durchfall. Aber auch das schreckte mich nicht ab. Nach Weihnachten durfte ich dich endlich mit nach Hause nehmen. Die ersten Tage, Wochen und Monate waren für alle eine Zerreißprobe. Dein Gesundheitszustand besserte sich leider vorerst nicht. Du vertrugst keine Art von Futter, warst sehr anhänglich und mochtest es überhaupt nicht, wenn man dich alleine ließ. Und ihr Katzen habt eure Möglichkeiten, uns Menschen zu zeigen, dass euch etwas nicht gefällt: ein konsequentes Miauen, weil du Hunger hattest, eine gut positionierte Pippipfütze im Flur, um deinen Unmut über das Alleinsein zu zeigen, ein beherzter Sprung auf meine Beine, sobald ich saß, um deine wohlverdiente Schmuseinheit abzuholen. Nach einem halben Jahr bekamst du eine Spielgefährtin, damit du dich nicht so allein fühlst, wenn alle Menschen des Haushaltes ausgeflogen waren. "Miss Norriss" wurde unser neues Familienmitglied. Ihr beide konntet vom ersten Moment an nicht mit- aber auch nicht ohne einander. Ihr habt euch ergänzt und euch gegenseitig gut getan, auch wenn ihr euch ab und zu gefetzt habt, wie Geschwister nun mal sind. Ihr habt euch immer im gleichen Raum aufgehalten, auch wenn die Auswahl an Schlafplätzen durchaus mehr Möglichkeiten geboten hätten. Es war immer wunderschön anzusehen, wenn du "Wolle" deine kleine "Schwester" geputzt hast. Überhaupt warst du eine tolle Wegbegleiterin, für mich, für "Missie", für alle Menschen, denen du meinetwegen begegnet bist. Du hattest nie Berührungsängste, bist auf jeden offen zugelaufen und hast dir bei jedem eine Streicheleinheit abgeholt, ob er oder sie es wollte oder nicht. Selbst beim Tierarzt warst du unerschrocken, hast dich behandeln lassen und alles mitgemacht. Wie stolz ich immer auf dich war, weil du so lieb und ruhig warst! Bei deinem ersten Tierarztbesuch hast du eine Lebensdauer von 2 Jahren diagnostiziert bekommen. Du hattest Zeit deines Lebens einen Herzfehler und keine Darmzotten, was die Nahrungsaufnahme unheimlich erschwerte und deinen anfänglichen Durchfall verursachte. Doch durch das richtige Futter haben wir wenigstens dies in den Griff bekommen. Dich schien nichts aus der Bahn werfen zu können! Dir mussten alle Zähne gezogen werden, da sich die Entzündung von deinem Körper in dein Maul ausbreitete. Du hattest eine offene Stelle am Kopf, auf die kein Antibiotika ansprang und dennoch war sie genau so plötzlich wieder weg, wie sie kam. Nach einem Ausflug, bei dem du mir einmal ausgebüchst bist, brachtest du gleich eine Zecke mit. Mit mehreren Blasenentzündungen musstest du dich herumschleppen. Alles hast du überstanden und warst dabei immer du. Du standest jeden Tag hinter der Tür, wenn ich von der Arbeit kam, hast dir deine Schmuseeinheiten abgeholt, dich kämmen lassen und hast auf's Wort gehört, wenn ich dich gerufen habe. Du hast dich gern an meinen Hals und Kopf gekuschelt und so laut geschnurrt, dass ich den Fernseher lauter stellen musste. Du hast 8 Umzüge mit mir durchgestanden, mir jedesmal verziehen und mir das Gefühl gegeben, dass alles ok ist, solange ich bei dir bleibe. 14 Jahre haben wir so miteinander verbracht. Ich dachte immer, dass du ewig leben würdest. Doch am Ende konnte sich dein kleiner Körper nicht mehr gegen das Alter und die Krankheiten wehren. Vor einem Monat bist du erblindet. Du zogst dich immer mehr zurück. Das Schnurren schien dir weh und überhaupt nicht mehr gut zu tun. Ich habe so sehr mit dir gelitten. Ich war froh, dass du "Miss Norriss" an deiner Seite hattest. Du hast dich während deiner letzten Tage sehr an deiner kleinen Schwester orientiert. An deinem letzten Tag auf Erden habt ihr euch voneinander verabschiedet. Ich bin so glücklich, dass ich dabei sein durfte. Am 4. Februar 4.30 Uhr morgens bist du gestorben. Du fehlst mir unendlich. Du wirst immer ein Teil meiner Familie sein, mein "Baby", meine "Wolle"!

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